Bericht 3

05. bis 31.12.2012   ---  von Iguacu (Brasilien) bis Cochabamba  (Bolivien)

 

Wieder ãon the roadÒ. Unser nŠchstes Ziel nach den WasserfŠllen von Iguazu ist Bonito. Die Gegend um die Stadt ist berŸhmt fŸr ihre glasklaren GewŠsser. Aber bis dahin sind es noch knapp 900 km, nicht zu schaffen an einem Tag, schlie§lich zuckeln wir mit immerhin 70km/h  durch die Landschaft, soweit die Stra§en es zulassen. Zu Anfang gehtÕs auf der ãRennpisteÒ entlang der paraguayischen Grenze. Die Fahrerei ist Štzend, die Lkws Ÿberholen uns mit mind. 100 km/h  und das direkt vor der Kurve, deshalb haben sie wohl hŠufig einen Talisman im FŸhrerhaus. Sie haben auch noch breite Spurrillen in den Asphalt gepresst, teilweise viele Zentimeter tief, wir pendeln von einer Rille in die andere. Wir haben die falsche Spurbreite, und unsere schmalen SchnŸrsenkelreifen sind auch nicht gerade schienentauglich.  Wenn die LKWs dann auch noch mit einer Panne liegenbleiben, gibt es nicht etwa 150m davor Warndreiecke, sondern kurz davor liegen ein paarãWarnzweigeÒ auf der Stra§e.

In Santa Helena, am Fu§e des Itaipu Stausees, hat die Kraftwerksgesellschaft der Gemeinde eine gigantische Freizeit-,  Sport-, und Campinganlage spendiert (Tiergartengrš§e). Man braucht ein Auto um durchzukommen. Die Anlage ist leer, wir finden ein schšnes PlŠtzchen am See mit Strom (ist wichtig fŸr die Klimaanlage) und Wasser.  Die ErnŸchterung kommt am nŠchsten Morgen um 10 h in Gestalt von 2 MŠdels die 52 Reales (21Û)  CampingplatzgebŸhr kassieren. Haben wir doch wieder zu lange getršdelt.

Weiter auf kleineren Stra§en mit weniger LKW Verkehr durch die Soja- Monokultur- Landschaft. Nachtplatz diesmal neben einem Zuckerrohrfeld, immerhin besser als neben

Soja J.

Ne Randbemerkung zur Landschaft:

Die letzten 1000km Richtung Pantanal  fahren wir durch riesige, unendlich erscheinende Gensojafelder (das war alles mal Wald).  Ab und zu stehen gigantische Kathedralen der Agroindustrie (Getreide- bzw. Sojaspeicher) in der Mono-ãkulturÒ-landschaft. Wir sind froh nicht wŠhrend der Hauptspritzzeit hier durch zu mŸssen, dann fŠhrt man vermutlich durch wabernde Wolken von ãTotalherbizidenÒ. Wir haben das schon einmal in Costa Rica erlebt, als wir durch die gigantischen Bananenplantagen von Chicita, Del Monte & Co gefahren sind.

†brigens, der grš§te Teil des gewonnenen Sojašls wird in amerikanischen Spritschleudern verfahren, und der grš§te Teil des Sojaschrotes landet in den MŠgen von europŠischen  Turborindviechern.

In Bonito angekommen, wollen wir auf den Campingplatz ãdo GordoÒ, den man uns empfohlen hat.  Also ab auf die Staubstra§e, aber nur bis zur ersten BrŸcke. Der Belag aus Brettern und Bohlen weist schon grš§ere Lšcher auf, wir trauen uns nicht rŸber und fahren auf den  Campingplatz Rio Formoso, direkt neben dem šffentlichen Badeplatz ãBalneario MunicipalÒ. Der Platz ist akzeptebel, aber es ist Freitag, und der Brasilianer liebt es laut. Mit Gro§familie,  Pickup, Gartenstuhl, Matratzen, Grill, usw. jehtÕs ins JrŸne (fŸr Nichtberliner ãins GrŸneÒ). Das Wichtigste auf dem Pickup aber sind gro§e Lautsprecherboxen. Sofort wird die Landschaft mit mindestens 1000 Watt zugedršhnt bis der Akku kocht. Das Ganze gleich von mehreren Pickups, so dass das Zwerchfell vibriert, bis die Bauchmuskeln krampfen. Egal, welcher Song gespielt wird, der Rhythmus ist immer gleich – wumm, wumm, wummÉ

Am nŠchsten Morgen, noch istÕs ruhig, wir sitzen beim FrŸhstŸck,  landet  ein gro§er Ara auf einem Baum direkt Ÿber uns und schaut lŸstern auf unseren Obstsalat. Bald geht das ãMusikÒ- Potpourri  wieder los und er flŸchtet.

Auch fŸr uns ist Flucht angesagt, mindestens 10 Kilometer - also doch nach ãCamping do GordoÒ  Ÿber obskure BrŸcken - Augen zu und drŸber -geschafft!

Aber nun hei§t es mal wieder Fehlersuche bei unserem Opamobil. Wir sollten ihn doch in Sensibelchen umtaufen, er geht schon wieder in den Notbetrieb und macht merkwŸrdige GerŠusche. Ulli hat sein Stethoskop dabei, damit wird er abgehšrt und schlie§lich stellen wir fest: Das GerŠusch kommt vom Dieselfilter. Also ausbauen und den Ersatzfilter einbauen, das warÕs, er lŠuft wider normal.

Der Campingplatz ist ein TrŠumchen, es gibt Trampelpfade durch den dichten tropischen Wald, und dabei kommt man immer wieder an Badestellen in Form hšlzerner Podeste vorbei. Das Wasser ist glasklar und herrlich erfrischend. An der Hauptbadestelle fŸttern wir die Fische mit Brot und Maiskšrnern. Wenn wir ins Wasser kommen, lassen sie sich trotzdem nicht streicheln und halten zum GlŸck gebŸhrenden Abstand. 
Am Abend und am Morgen sind die GerŠusche des Urwaldes gewaltig, Všgel singen keine melodischen Lieder wie unsere Nachtigallen – es ist eher ein Schreien, Kreischen, Pfeifen, Flšten und dazu die Zikaden mit ihrem ohrenbetŠubenden Konzert, manchmal setzen sie kurz aus, dann gehtÔs wie auf Kommando stark anschwellend wieder los. Auf dem Platz sind wir inzwischen die einzigen GŠste, daher hšren wir nicht nur Všgel, wir sehen auch viele interessante Exemplare. Jeden Morgen lŠuft z.B. ein pfaugro§er schwarzer Vogel mit grellgelbem Schnabel und HŠubchen auf dem Kopf Ÿber den Platz, er ist immer alleine. Die gro§en Ibis- Šhnlichen Všgel dagegen kommen immer als PŠrchen, und die grŸnen kreischenden Papageien gleich in KompaniestŠrke.

 

Aber trotz Aufenthalt im Paradies ziehen wir nach zwei Tagen weiter, es gibt schlie§lich noch viel zu sehen. Erst auf gutem Asphalt, dann machen wir auf Empfehlung von Hans und Evi  (danke an die Beiden fŸr den Tipp) einen Schlenker auf eine Sandpiste Richtung Porto Pantanal. Das Pantanal ist ein Feuchtgebiet mit reichem Tierleben, aber auch viel Hitze (s. Wikipedia ãPantanalÒ). Mit einer kleinen FŠhre setzen wir bei tropischem Regen Ÿber den Rio Paraguay und landen schlie§lich auf dem ãCamping Paso do LontraÒ direkt am Fluss Miranda. Schon wieder ein Traumplatz. Aber in der Ferne ein hšllischer LŠrm. Was ist los? Am nŠchsten Morgen gibtÕs die Auflšsung: Durch die BŠume turnen diverse BrŸllaffenfamilien.  2 km lange Stege und eine HŠngebrŸcke verlaufen 2 m Ÿber dem  Grund durch den Urwald und entlang des Flusses Miranda. Normalerweise sollte Wasser unter uns sein, aber trotz Regenzeit ist noch alles trocken. Bei Sonnenaufgang beginnt  eine Kakofonie von Zwitschern, TrŠllern, Kollern, Pfeifen, Glucksen, und alles wird Ÿbertšnt von dem urtŸmlichen Ršhren der BrŸllaffen.  Allerlei Všgel, teilweise in schillernden Farben, flattern durchs GeŠst oder setzen sich fotogen aufs GelŠnder, Tukane sitzen am anderen Ufer in den BŠumen, Wasserschweine und Kaimane liegen unter uns -  alles schon sehr exotisch. Irgendwann sehen wir auch die BrŸllaffenfamilie Ÿber uns, der Pascha hat sein GebrŸll eingestellt und hŠlt ein Nickerchen.

Weiterfahrt auf der Piste, immer wieder BrŸcken ohne GelŠnder. Am Ende der Strecke waren es siebzig.  Unter einer BrŸcke liegen Dutzende von Kaimanen und dšsen, obwohl Wasserschweine zum Fressen nah sind. Die MŠuler sind aufgerissen und erlauben uns einen Blick auf die beŠngstigenden ZŠhne. Durch die Trockenheit sind die Fische des Pantanal in wenigen Wasserlšchern und Lagunen zusammengepfercht, die Kaimane mŸssen nur das Maul aufrei§en,  warum sollten sie da den Kampf mit einem Wasserschwein aufnehmen? Neben den Kaimanen bieten die letzten Wasserlšcher auch ein Festessen fŸr Reiher und den gro§en Storchenvogel des Pantanal, den Jabiru.

50 Kilometer vor der EinmŸndung in die Asphaltstra§e wird die Piste rot, steinig, lehmig  und Wellblech. Wir kommen nur noch mit 10 – 20 km/h voran. Dann kommt doch noch der Tropenregen KŸbelweise, man sieht kaum die Piste. Am Rio Paraguay mŸssen wir mit einer kleinen FŠhre Ÿbersetzen. Erstaunlich, sie fŠhrt trotz Gepladder und vorbeischwimmenden riesigen Inseln aus GrŸnzeug. Es ist schon spŠt, und wir bleiben an der FŠhrstation in Porto da Manga. In der Feuchtigkeit und Hitze hŠngen wir bei kŸhlem Bier mit den Leuten vom Ort unter dem Wellblech eines Ladens ab und starren in den tropischen Regen.

Nach weiteren 50 km Piste mit ãMšrdersteinenÒ (fŸr die Reifen) kommen wir schlie§lich bei Corumb‡ an die bolivianische Grenze. Wir Ÿbernachten direkt am brasilianischen Grenzposten, es war zwar laut (mit Oropax gehtÕs), aber dafŸr warÕs sicher.  Die Ausreise ging flott, aber die Einreise nach Bolivien zieht sich, wir mŸssen zum Zoll. Hinter halb verfallenen Schuppen, sitzen 3 Leute in einem kleinen Raum, immerhin gibt es Air-Kondition. Die Farbe blŠttert ab und das ãMobiliarÒ scheint vom SperrmŸll. Wir zeigen Pass, FŸhrerschein, Zulassung und hšren, es wŸrden von allen Unterlagen Kopien benštigt. Kopierer gibtÕs keinen, aber gegenŸber in einem kleinen Laden (wahrscheinlich gehšrt der dem Cousin) kann man die Kopien machen lassen und praktischerweise auch gleich Dollar in Bolivianos tauschen.  Mit allem wieder zurŸck und trotzdem ewig warten, weil inzwischen 2 Leute vor uns dran sind. Nach 2 Stunden haben wir endlich unser Einreisepapier fŸrs ãOpamobilÒ in der Hand und kšnnen weiter.

Laut ReisefŸhrer  soll die Stra§e bis Santa Cruz eine Ÿble Piste sein, aber †berraschung!! Es ist eine nagelneue Betonstra§e, das Beste, was wir bisher gefahren sind.  Es geht durch flaches undurchdringliches GrŸn, eben Pantanal.

 

In San JosŽ de Chiquitos zeigt sich, dass es in Bolivien sehr bescheiden zugeht. Die HŠuser sind aus Lehm, die Stra§en nicht gepflastert. Aber gro§artig ist die ehemalige Jesuitenmission komplett aus Stein im Stil des spanischen Barock 1698 erbaut. Sie ist ãWeltkulturerbe der MenschheitÒ. Nach eingehender Besichtigung beginnt sie Suche nach einem NachtplŠtzchen. Wieder mal eine Lehmpiste in die Berge,  aber mit einer tollen Aussicht weit Ÿber das Pantanal. Eine steile Felskante erhebt sich hier und ermšglicht diesen Ausblick, und ein Stellplatz ist auch bald gefunden.

Laut ReisefŸhrer sollte eigentlich montags buntes Markttreiben unten im Ort sein und viele Mennoniten ihre Waren verkaufen. Aber nichts von dem stimmt. Sylvia  fragt eine Mennonitin, ob sie Deutsch spricht, sie bekommt nur ein ãJaÒ zur Antwort, dann dreht sie sich weg. Eine Bolivianerin sagt, die Mennonitin dŸrfe nur mit ihrem Mann sprechen und mit einer AuslŠnderin schon gar nicht. Die Mennoniten sind sofort an ihrer Kleidung zu erkennen. Die Frauen tragen das Haar bedeckt, Kleid oder KittelschŸrze und gesundes Schuhwerk. Die MŠnner tragen schwarze Latzhosen und einen Strohhut. Der Versuch einer Kontaktaufnahme mit einem Mann misslingt Ÿbrigens auch.

Die kleinen bolivianischen Orte  sind fast alle austauschbar.  Ein paar windschiefe LehmhŸtten mit LehmdŠchern (die neueren bestehen aus Wellblech) und Schuppen, durch die der Wind kleine StaubfontŠnen blŠst,  staunende MŠnner, Jungen mit Kšrben, Hunde, verbeulte Pritschenwagen, Schweine und HŸhner, die am Stra§enrand nach Fressbarem suchen.

 

Wir sind auf dem Weg nach Santa Cruz, und schon wieder macht unser Sensibelchen €rger. Es nagelt bei 3000 Umdrehungen und spuckt solche Wolken von schwarzem Rauch aus, dass Ulli unser Nummernschild nicht mehr erkennen kann. Ist schon wieder der Filter dicht? Per wechselt ihn aus – keine VerŠnderung. Bis zu Iveco in Santa Cruz schaffen wir es noch, aber da kann man uns nicht helfen. Man schickt uns weiter zur Firma ãElectrodieselÒ. Was fŸr ein GlŸck! Der Chef spricht akzentfrei Deutsch, er hat in Deutschland eine Lehre gemacht und ist spezialisiert auf Diesel-Einspritzanlagen. Genau das ist unser Problem. Die einzige EinspritzdŸse, die noch nicht erneuert wurde, ist restlos im Eimer. Ein Ersatzteil wŠre in Bolivien nicht zu kriegen, aber Per hat noch eine im Fundus. Das Auswechseln geht schnell, und am 20. Dez. verlassen wir das wenig reizvolle Santa Cruz mit einem munter schnurrenden Sensibelchen in Richtung Samaipata. 

Das liegt auf dem Wege nach Cochabamba und wird von den meisten Globetrottern wegen ãLa VisperaÒ angefahren, diesem  schšnen Platz von den beiden NiederlŠndern Margarita und Pieter.  Die Beiden haben hier ein Paradies geschaffen. Man kann Zimmer in kleinen HolzhŠusern mieten, und die Wohnmobilisten stehen auf dem ansteigenden GelŠnde auf einem StŸck eingeebneter FlŠche mit Blick auf die umliegenden Berge. Es gibt ein HŠuschen fŸr Camper mit KŸche, gro§em Esstisch, blŸhendem Oleander davor und einen Platz fŸrs Campfire.

Ein StŸck hšher sind Beete mit KrŠutern und Salaten, wir dŸrfen uns ungeniert bedienen. DarŸber ist das CafŽ mit Terrasse, wo man frŸhstŸcken und tagsŸber Kleinigkeiten essen kann. Wir ruhen aus und bereiten uns auf Weihnachten vor. Sonntags ist Markt in dem hŸbschen Ort mit seinem grŸnen zentralen Platz und den vielen LehmhŠusern. Also kaufen wir am 23. Ÿppig ein – ein Huhn (3 Û), GemŸse zu PfennigbetrŠgen. Gut beladen fahren wir per Taxi wieder hoch. Warum die Autos bewegen, wenn eine Taxifahrt fŸr 10 Minuten und drei Leute ca. 2,20 Û kostet.


Heilig Abend wird trotz Tagestemperaturen um 25¡C richtig gemŸtlich. Grit, Olaf, Eva und Johannes, unsere Freunde aus Schwerin, haben uns ein wunderbares Weihnachtsgeschenk gemacht: Sie haben perfekt Weihnachtslieder gesungen,  auf ihren Instrumenten begleitet und uns zugemailt. Die CamperkŸche haben wir fŸr uns alleine, das drei GŠnge MenŸ wird begleitet von den Weihnachtsliedern unserer Schweriner, und die letzte Flasche edler Rotwein rundet den Genuss ab.  In den nŠchsten Tagen macht auch mal die Regenzeit ihrem Namen alle Ehre, aber es ist warm. Wir fŸhlen uns in La Vispera so wohl, dass wir eine ganze Woche bleiben. Am 29. gehtÕs weiter Richtung Cochabamba, doch vorher brauchen wir mal  wieder Geld. In Sameipata gibtÔs zwar keinen Geldautomaten aber eine ãBankÒ. Sie besteht aus einem Raum von ca. 15 m² Grš§e mit zwei Angestellten. Ein Polizist steht auch noch drin,  fragt als erster nach dem Begehr, und dann muss man sofort auf einem der StŸhle an der Lehmwand Platz nehmen. An der Wand hŠngt ein Schild: Brille verboten, MŸtze verboten, Handy verboten, Fotografieren verboten. Geld auf die Visakarte nur gegen 5 % GebŸhr, wir haben zum GlŸck noch ein paar Dollar zum Tauschen.

 

Wir reisen Ÿbrigens auf der Ruta del ChŽ. In dieser Gegend ist Ernesto ChŽ Guevara mit seinen Mitstreitern durch den damals noch vorhandenen Urwald  gezogen und hat versucht die Campesinos von der Notwendigkeit einer Guerilla-Armee zu Ÿberzeugen. Wie wir wissen erfolglos, er wurde am 8.Okt. 1967 von der bolivianischen Armee mit UnterstŸtzung der CIA gefangen genommen und ermordet.

Zwei Routen fŸhren nach Cochabamba, die nšrdliche ist asphaltiert, schnell, aber landschaftliche nicht Ÿberragend. Mit unserer Entscheidung fŸr Sameipata war schon die Wahl fŸr die sŸdliche getroffen. Das bedeutet aber auch, nach ca. 100 Kilometern Asphalt mal wieder Schotterpiste. Bis 3000 m Hšhe ist alles grŸn, wir passieren LehmhŠuser der Indios, umgeben von vielen  kleinen GemŸsefeldern.  Zwar kšnnen wir nur ca. 30 km/h auf der holprigen Piste fahren, aber die Berglandschaft der Sierra Siberia ist grandios, speziell, als wir auf etwa 2.600 m Hšhe durch Nebelwald fahren, d.h. Lianen, Riesenfarne, Bromelien, Epiphyten, Moose und Flechten auf den BŠumen und undurchdringlicher Wuchs darunter. Nach 130 Kilometern Piste endlich wieder Asphalt. Bei Monte Punto suchen wir den Abzweig zu einer der bedeutendsten Inkaruinen. Hinweisschilder – Fehlanzeige. Nach vielem Fragen finden wir eine schmale, mit groben Kieseln handgepflasterte Stra§e zum gesuchten Incallajta. Unterwegs sammeln wir noch einen Mann mit dicker Backe und Sack auf dem RŸcken auf. Hat er Zahnschmerzen? Nein, er kaut Coca, hier všllig legal. 10 bis 30 Gramm werden erst mit den ZŠhnen etwas zerkaut und dann in die Backe gestopft. So werden Hunger, MŸdigkeit und KŠlte bekŠmpft und die LeistungsfŠhigkeit gesteigert.  WŠre gar nicht nštig gewesen, durch unseren Lift blieben ihm 10 Kilometer Fu§weg erspart. (†brigens – wir haben uns gerade auf dem Markt ein SŠckchen CocablŠtter gekauft, Preis: 0,20 Û. Mitbringen dŸrfen wir euch keine, die Einfuhr nach Deutschland ist strafbar, aber wir kauen ein paar fŸr euch mit.)
Auf einer Wiese, als Campingplatz ausgewiesen, verbringen wir als einzige GŠste die Nacht. Am nŠchsten Morgen schauen wir uns das an, was vom ãMonumento Nacional IncallajtaÒ Ÿbrig geblieben ist. Es wurde 1460 auf einem Felsplateau als Verteidigungsanlage gegen die Guarani errichtet. Heute sind noch einige beeindruckende Mauern der riesigen Anlage erhalten, die aber eine Vorstellung davon vermitteln, wie genial die Lage gewŠhlt wurde. Im Hintergrund die schŸtzenden hohen Berge, der Blick vom Plateau erlaubte keinem Feind die unbemerkte AnnŠherung. 

Nach dem Blick in die Vergangenheit fahren wir zurŸck Ÿber die schmale Stra§e, die durch heftige Steigungen, AbbrŸche und Furtdurchfahrten stellenweise ganz spannend ist.
Auf der Hauptstra§e geht es weiter zŸgig Richtung Cochabamba – aber nicht lange. In einem kleinen Ort neben der Stra§e ein gro§er Indio-Markt. Laut, bunt und mit allem, was das Herz begehrt. Wir kaufen kšstliche kleine ausgereifte Ananas, wunderbare Mangos, grŸne Bohnen, alles fŸr PfennigbetrŠge. Eigentlich mšchte ich gerne die Gerichte der GarkŸchen probieren, aber undefinierbare Fleischbrocken in riesigen Kesseln, mit der Hand herausgefischt, Plastikwannen mit dunklem Wasser, in dem die Teller abgewaschen und mit ebenso dunklen TŸchern trocken gewischt werden, dŠmpfen meinen Appetit. 

Endlich in Cochabamba. Wir wŸrden die Stadt gerne weitrŠumig umfahren, aber hier gibt es keine Umfahrungen, und au§erdem braucht Ulli dringend eine Bank, und die gibt es hier immer nur direkt im Stadtzentrum. Also rein ins Verkehrsgewusel, wo der StŠrkere immer Vorfahrt hat, Gestank, Stau. Bank gefunden, der Automat spuckt auch Geld aus (das funktioniert hier durchaus nicht immer) und schnell wieder raus. Der Navi schickt uns auf eine Umfahrung, wunderbare neue Betonpiste, aber nicht lange, dann kommt eine Umleitung, es geht weiter auf holpriger staubiger Erdpiste. Langsam wirdÕs dŠmmrig – hšchste Zeit fŸr einen Nachtplatz. Da gibt es plštzlich einen Feldweg, der ins Nichts fŸhrt. Niedrige BŸsche, ein paar blŸhende Kakteen, Blick auf einen kleinen Ort und Berge in der Ferne. Herrlich still hier. Aber wir haben den 31. Dezember. Um 18 h geht eine gewaltig lŠrmende Musik los. Wo die wohl her kommt? Egal, fŸr einen Platzwechsel ist es zu spŠt. Um 19 h ist es Mitternacht in Deutschland. Wir Drei sto§en  auf das Wohl aller daheim Gebliebenen an und sind im Bett, bevor das Jahr auch hier zu Ende geht.

 

Prosit Neujahr!